Flugtagebuch Küstensoaren in Husby – Dänemark im Juni 2008
21. Juni
Ich bin wieder zum Küstenfliegen in Dänemark. In Husby, etwa 150 Kilometer südlich von Loekken, wo ich letztes Jahr war. Nachdem der Trip letztes Jahr eigentlich ein Reinfall war und ich in einer Woche nur einen Tag zum Fliegen kam, wollte ich eigentlich das Risiko nicht mehr eingehen. Hier oben kann es halt ziemlich ziehen.
Aber da die Flugschule, über die ich letztes Jahr die Reise gebucht hatte, mir einen Gutschein wegen den miesen Bedingungen im letzten Jahr gegeben hatte, und mir eine Schulung weggebrochen war, bot sich diese Woche einfach an. Und der eine Tag in Loekken letztes Jahr war so begeisternd, dass ich Dänemark einfach noch eine Chance geben will. Soaren an der Düne ist einfach unbeschreiblich.
Gegen 4:30 Uhr bin ich los. Mit meinem neuen Auto. Nachdem ich die letzten Jahre auch solche Riesentouren wie nach Loekken mit meinem Smart gefahren bin (samt Gleitschirmausrüstung), war die Anfahrt mit dem neuen Subaru Forester gar kein Vergleich. Platz ohne Ende, Tempomat, unhörbarer Motor, Luxus an allen Ecken. Ich bin schon Duzende von Autos gefahren, aber so entspannt bin ich so eine Strecke noch nie gefahren. So gesehen fängt die Sache schon mal gut an.
Um 15:00 Uhr war ich am Campingplatz, auf dem ich eine Minihütte gemietet habe. Viel zu teuer für die winzige Hütte. Kein Herd, kein Wasser, kein Schrank. Aber zumindest ganz gemütlich.
Auf der Fahrt hatte es ziemlich geregnet, aber hier lacht die Sonne. Da noch niemand von wegen Fliegern hier ist, bin ich erst einmal ins Freibad auf dem Campingplatz. Schön war’s, aber saukalt.
Um 19:00 Uhr war dann Treffen der Reiseteilnehmer. Und da der Wind richtig gut aus West kam, habe ich vorher schon auf glühenden Kohlen gesessen. Dann hieß es 20:00 Uhr am Strand mal schauen, ob was geht. Bin sofort los und hab vom Parkplatz über die Dünen schon einen Schirm soaren gesehen. Also nix wie hingehetzt. War ein Einheimischer, der meinte, dass es perfekt wäre und er gerade ne halbe Stunde oben geblieben war. Da war nix mehr mit auf den Rest warten. Bin sofort raus und was soll ich sagen – TRAUMHAFT! So und nicht anders wollte ich es haben. Bis der Rest da war, war ich schon fast ne halbe Stunde an der Küste gesoart. Ging fast den gesamten Abend saugut. Ich konnte mich gegen 21:15 Uhr nicht mehr halten und hab aufgegeben (war auch fertig), aber zwischenzeitlich war ich vielleicht 15 Minuten am Boden. Bin zwar immer wieder mal zu weit von der Kante weg geraten und muss zwischenlanden, bin aber immer wieder auf die Düne hochgekommen und wieder in die Luft. 3 – 4 Flüge waren definitiv länger wie 20 Minuten und ich habe riesige Strecke die Düne entlang gemacht. Zumindest für meine Verhältnisse. Bin als einziger soweit Richtung Süden runter und dort auf 1 bis 2 Kilometer teils 5 – 6 mal die Kante voll entlang geflogen. Der Abend hat schon fast die gesamte Anreise gelohnt. Leider soll Sonntag nicht viel gehen. Aber der Rest der Woche hat noch alle Chancen.
22. Juni
Es hat geregnet die Nacht. Wind zu weit aus Süd und stark. Beim Treffen um 8:30 Uhr wurde entschieden, dass wir es erst gegen 17:00 Uhr noch mal probieren. Egal – war recht fertig von gestern und hab 2 Stunden Mittagsschlaf gehalten. Um 17:00 Uhr ging leider auch nix. Neuer Termin 19:30 Uhr. Dazwischen aber zumindest mein Mini-Kite am Strand gequält und ein Softeis verspeist.
Am Abend ging der Wind dann zwar auf die richtige Richtung, aber die Stärke war immer noch zu heftig. Aber das Kite ist wieder schön geflogen (geringer Trost). Sind dann gegen 21:30 Uhr noch mal für eine Stunde im Landesinneren zum Groundhandlen gekommen. Konnte wenigstens was spielen und den Sand aus dem Schirm schaffen (noch ein kleiner Trost). In Loekken ging letztes Jahr nicht einmal das. Die Prognosen für den Rest der Woche we
rden besser. Nur morgen wird wohl rein gar nichts gehen. Sturm. Wir wollen ein paar Fluggebiete abklappern, Dann wird es wenigstens nicht langweilig, obwohl ich eigentlich auch mein aktuelles Buch zu AJAX-Frameworks hier in den Tagen während der Wartezeiten zu Ende bringen will.
23. Juni
Es stürmt und regnet immer wieder. Wie erwartet. Wir ziehen gleich los, um uns Fluggebiete anzusehen. Sightseeing halt.
24. Juni
Es sieht besser aus. Mal sehen. Heute könnte was gehen (Hoffnung).
Der Tag hat letztendlich viel versprochen, aber erst spät das Versprechen gehalten. 3x waren wir umsonst am Strand. Der Wind hat von der Richtung zwar gepasst, aber einfach nicht genug nachgelassen. Erst um 18:00 Uhr ging es für die schnellen Schirme. Ich habe es dann gegen 19:00 Uhr probiert. Und musste feststellen, dass der Bodyguard einfach zu langsam ist. 2x hat es mich bös ins Lee über die Kante geblasen. Mit Überschlag in den Dünen und Allem was dazu gehört. Das erste Mal hab ich vielleicht nicht richtig reagiert und war zu nahe an der Kante, aber das 2x stand ich mit offenen Bremsen voll im Beschleuniger und hatte dennoch keine Chance. Nur rückwärts. Und das, obwohl ich mindestens 30 Grad vor der Kante gewesen war.
Aber auch andere hat es mehrfach ins Lee gespült oder über den Strand geschleudert. 2 müssen sich richtig wehgetan haben. Werde wohl morgen mehr erfahren.
Mich hat es dann auch noch mal über die Düne gezogen als ich am Fuß der Düne stand und den Schirm unten halten wollte, weil ein Flieger über mir nicht weg kam. Gut, dass ich früher auch geturnt habe. Überschlag und ähnliches geht noch ;-(. Irgendwie tut mir jetzt doch einiges weh. Aber nicht so schlimm.
Die ganze Fliegerei heute war ziemlich anspruchsvoll und anstrengend. Insbesondere für diese Traktor von Bodyguard grenzwertig. Aber ich denke, ich habe viel gelernt. Und ich bin nicht zuletzt sehr viel geflogen. Obwohl Samstag schöner, da ruhiger war, war ich wohl heute noch mehr in der Luft. Die ganze Sache ging bis weit nach dem Sonnenuntergang. Denn ab 21:30 Uhr ging es ruhiger zu. Und dennoch hatte man immer Druck im Schirm. Sauberer Seewind. Und in den Sonnenuntergang am Meer zu fliegen ist schon toll. Hab um 23:00 Uhr als einer der Letzten zusammen gepackt.
Morgen soll es ganz früh gute Bedingungen geben. Wir wollen es um 7:00 Uhr probieren. Ich hoffe, dass die Bedingungen ähnlich wie heute so ab 22:00 Uhr werden. Die Prognosen deuten darauf hin.
25. Juni
Waren um 7:00 Uhr am Strand. Aber der Wind ist total eingeschlafen. Wollen es um 14:00 Uhr noch mal probieren. Hab die Zeit genutzt, um meinen Schirm samt Packsack zu entsanden. Und jetzt hole ich Schlaf nach. Man bin ich fertig. Gestern bin ich so viel geflogen und an der Düne gekraxelt, dass ich nicht mal böse ob der Absage heute Morgen bin. Das will was heißen.
Gegen 12:00 Uhr sind wir wieder los. Zu der Steilküste, die wir uns am Montag angesehen haben. Bei uns war der Seewind schon etwas im Gang und die Anderen haben gehofft, dass es an der fast doppelt so hohen Düne noch besser ist. Es war die A…-Karte. Nix war. Bin zurück an unseren Strand und da sogar vom Seezeichen fast 400 Meter die Düne nach Süden lang gesoart. Danach noch 2x in die andere Richtung, aber nicht mehr sonderlich weit. Den Rest vom Nachmittag ging noch Groundhandlen und die Dünen hochziehen lassen sowie kleine Hüpfer wieder runter. Da es schön sonnig war, war die Sache nicht mal schlecht. Zuhause geht es an diversen Tagen auch nicht besser und mein Flugkonto von dem Urlaub ist weiter gewachsen.
26. Juni
Strahlender Sonnenschein, aber zuviel Wind. War nach den Prognosen abzusehen, dass es bis Abend nicht geht. Aber dann sollte wieder was möglich sein. Düne, Soaren und Sonnenuntergang sind nicht unwahrscheinlich.
Den Tag genutzt zum Sightseeing, sonnen und baden im Schwimmbad des Campingplatzes. Im Gegensatz zu den letzten Tagen war das Wasser sogar halbwegs warm.
Um 17:00 Uhr haben wir uns am Strand getroffen. Wind natürlich zu stark :-(. Mit meiner Lenkmatte gespielt und fast abgehoben. Aber dann wurde es besser. 2 Profiflieger sind auch an der Düne geflogen, aber für uns war das erst mal nix. Nach den Dünencrashs von vorgestern bin ich vorsichtiger geworden. Später dann ging Handlen am Strand. Sandskifahren mit Schirm. Macht echt Spaß ;-).
Gegen 20:00 Uhr hat der Wind dann aber zugenommen und kam zudem quer zum Strand. Und alle Windräder im Landesinneren sowie die Wolken haben die falsche Richtung bestätigt. Also zusammengepackt 🙁
Nur ein Flieger hat gemault – wir sollten noch was warten. Habe
n wir dann ein paar Flieger auch. Und dann das! So gegen 21:00 Uhr war es plötzlich PERFEKT! Den Samstag konnte die Woche sicher nichts mehr toppen – dachte ich bis eben. Jetzt bin ich sicher, dass die Stunde an der Düne nicht mehr zu toppen ist. WAHNSINN. 1 Stunde perfektes Soaren an der Küste. Ohne Böcke, ganz ruhig, Tragen bis zur Strandmitte und weit über die Dünenhöhe hinaus. Wer heute zu früh gegangen ist, hat das Highlight der Woche verpasst.
27. Juni
6:30 Uhr wollten wir an den Strand. Sah gut aus in der Prognose. Nur hab ich schon gegen 5:00 Uhr gemerkt, dass es heftig regnet. Also bis 9:00 Uhr weiter geschlafen. Für Nachmittag und Abend sieht es wieder so aus wie gestern. Alle Optionen offen.
Waren gerade in Torsminde im Schifffahrtsmuseum. Lohnt sich. Richtig gut gemacht.
Gegen 16:00 Uhr wollten wir uns wieder treffen. Wind war aber zu stark. Stattdessen Freibad auf dem Campingplatz. Den Abend dann am Strand auf Nachlassen des Windes gewartet. Pech gehabt. War heute der 2. Totalausfall in Bezug auf Gleitschirm. Unerwartet. Morgen geht es zurück. Aber am Morgen wollen wir noch mal was probieren. So gegen 5:30 Uhr! Aber auch morgen ist Regen möglich. Mal sehen.
28. Juni
Heute will ich zurück fahren. Aber vorher soll es noch mal fliegen. 5:30 Uhr ging es an den Strand. Unglaublich. PERFEKT. Bis ca. 7:30 Uhr war das eine weitere Steigerung. Sanft an der Düne entlang geflogen, über die Düne hoch in den Sonnenaufgang hinein, der aus Osten sichtbar wurde, wenn man die Kante überflog. Genial. Bis ca. 11:00 Uhr ist der Wind dann ziemlich eingeschlafen. Wir haben uns dann nochmals getroffen und Bilder sowie Videos ausgetauscht. Um 12:15 Uhr bin ich los Richtung Heimat und supergut durchgekommen.
Fazit
Das war die geilste Fliegerei, die ich je gemacht habe. Und soviel bin ich seit meinen Höhenflügen für den A-Schein in Lüsen in so wenig Tagen nicht mehr geflogen. Müsste insgesamt sogar mehr in der Luft gewesen sein.