Auch wenn es heute kein Fliegen am Schirm war, war das doch ein Fliegen – nur der anderen Art. Was dennoch in die Richtung Gleitschirmfliegen ging. Im wahrsten Sinn des Wortes, denn es ging um das Üben einer Steilspirale bzw. das Erfahren der dort auftretenden Kräfte an einem Simulator. Mein einer Verein hatte ein G-Force-Training in Aßlar organisiert. Dort wurde ein transportabler G-Trainer aufgebaut und von Freitag bis Sonntag waren wir mit gut 30 Fliegern vor Ort – verteilt auf 3 Gruppen und ich war heute dran.
So ganz billig ist das „Vergnügen“ nicht gewesen, aber eine sehr interessante Erfahrung. Zumindest für mich, der noch nie eine echte Steilspirale geflogen ist. Jetzt habe ich zumindest gefühlt, was da auf mich ggf. zukommt und welche G-Kräfte da entstehen. Über den Tag wurde die Beschleunigung sukzessive gesteigert und am Ende war das System auf 7 G offen geschaltet. Aber da man die Beschleunigung über die Bremsen selbst steuern konnte, konnte jeder selbst entscheiden, wie weit er geht. Ziel war das Ein- und Ausleiten der Steilspirale und das Erfahren, wie der Körper unter zunehmenden G-Kräften reagiert.
Ich bin nicht an die 7 G herangegangen, sondern habe es bei maximal 5,5 G belassen. Wobei ich mich schon bei dem 2. Versuch mit 4 G unwohl gefühlt habe. Beim 5. Durchgang habe ich das Gurtzeug gewechselt und das war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Mein Gurtzeug passt einfach nicht (mehr) für mich. Ich habe keine Ahnung, woran das liegt, denn soviel zugenommen habe ich nicht und die ersten Jahre kam ich wunderbar damit zurecht. Aber die letzten 2 – 3 Jahre hardere ich schon mit dem Gurtzeug und die Erfahrung heute war eindeutig. Mit dem anderen Gurtzeug wäre ich auch über die 5,5 G hinausgegangen, aber da war die Zentrifuge auf den Wert abgeriegelt. Böse war ich deshalb aber nicht, denn die vorherigen Versuche hatten schon geschlaucht. Nach der Dreherei war mir jedesmal leicht über und schwindlig und – man wird ja alt – ich habe immer eine gute Stunde gebraucht, bis ich für den neuen Versuch wieder fit war. Solange war aber auch die Zeit, bis man wieder dran war. Das hat gut gepasst, wobei manche Flieger sogar einzelne Durchgänge ausgelassen haben, um sich länger zu erholen.
Beim 6. Durchlauf haben wir noch den Griff an den Retter unter G-Kräften geübt (auch wichtig) und ebenso, ob man mit der anderen Hand den Retter erreichen kann. Bei meinem Gurtzeug unmöglich, was ein weiteres Argument ist, dass ich schleunigst das Gurtzeug wechseln muss. Meine Karabiner ohnehin und damit mache ich die nächsten Tage Nägel mit Köpfen. Zumal mir das andere Gurtzeug – von dem Trainer – perfekt gepasst hat. Von der Größe und Geometrie und da ich es in der Zertifuge testen konnten, kann ich gut beurteilen, dass das für mich taugt. Allerdings hat es nur einen Luftprotektor und da bin ich nicht ganz sicher. Aber es gibt ein Modell mit der gleichen Geometrie wohl auch mit Schaumstoffprotektor. Ich gehe nachher mal auf die Suche.
Ich bin nicht ganz sicher, ob „Spass gemacht“ die richtige Beschreibung für den Tag ist, aber sehr lehrreich, aufschlussreich, spannend und interessant auf jeden Fall. Es hat sich also gelohnt, den Schwindel und die leichte Übelkeit in Kauf zu nehmen. Auch wenn ich vermutlich dennoch nie eine Steilspirale fliegen werde, wenn ich es vermeiden kann.