Feierabendspielereien mit Praxistest vom neuen Gurtzeug

Das war heute mal wieder ein Lichtblick in meinem sonst ziemlich trüben Flugjahr. Ich konnte halbwegs frühzeitig Feierabend machen und da ich heute in Eppstein gearbeitet hatte, war ich so gegen 15:30 Uhr in Reichenbach am Hang. Es waren zu der Zeit schon 4 Flieger vor Ort und der Wind stand gut an. Mit passender Richtung und guter Windstärke.

Da ich mein neues Gurtzeug noch nicht wirklich lange getestet hatte, bin ich erst einmal vorsichtig an die Sache rangegangen. Die neuen Einstellungen sind aber bedeutend besser als bei meinem bisher einzigen Flug mit dem neuen Gurtzeug vor 2,5 Wochen – auch in Reichenbach. Ich kippe zwar immer noch beim Start etwas nach hinten, aber meine Flugposition ist jetzt richtig gut. Mir war es sehr wichtig, dass ich das erst einmal noch am Hang teste, bevor ich damit an die Winde gehe.

Nach ein paar Versuchen habe ich mich an die neue Kombination auch gewöhnt und ein paar wirklich nette, kleine Flüge. Für den Hang ging es heute sogar recht hoch und der Wind war durchgängig stark genug, um sich vom Schirm den Hang hochziehen zu lassen. Gegen 18:00 Uhr bin ich dann nach Hause gefahren, aber zwei Flieger sind wohl noch eine gute Stunde weiter aktiv gewesen.

Das hat heute also mal wieder richtig Spass gemacht. Der Feierabendtripp hat sich gelohnt. Das war dieses Jahr bisher leider viel zu selten der Fall.

Fliegen in der Büchse

Es ist schon interessant, wie ich im Moment zu Airtime komme. Wenig Gleitschirm, aber dafür G-Force-Simulator und jetzt mal wieder mit dem Jet. Wobei – es ist über 2,5 Jahre her, seit ich das letzte Mal geschäftlich auf Tour war – mit Ausnahme von ein paar Wochen in Marburg über den letzten Jahreswechsel und da bin ich sicher nicht geflogen. Aber jetzt bin ich mal wieder von Frankfurt mit dem Flieger nach Hamburg – für eine Woche zur Schulung von Fachinformatikern. Ich muss gestehen, dass mich ein bisschen die Flugscham drückt, denn im Grunde bin ich überhaupt nicht dafür, dass innerhalb von Deutschland mit dem Flieger gereist wird. Nur ist die Anreise mit dem Auto derzeit über die A7 katastrophal und die Zugverbindungen nach HH sind auch nicht wirklich gut. Zumal es immer irgendwelche Probleme gibt, wenn ich geschäftlich den Zug nutze.

Also habe ich mich für den Flieger entschieden, was auch nicht teuerer als der Zug ist – wahrscheinlich sogar billiger. Ich habe zwar versucht, den Kurs auf remote umzubiegen, aber der Kunde hat darauf bestanden, dass ich nach Hamburg komme. In Zukunft werde ich das nach Kräften vermeiden, aber in der Tat habe ich mich gefreut, mal wieder in die Luft zu kommen. Auch wenn es nur mit der Stahlröhre mit den Flügeln ist.

Einstellungssache

Nachdem meine Einstellungsversuche des neuen Gurtzeugs am letzten Montag direkt am Hang nicht sonderlich erfolgreich waren, habe ich mir eine Aufhängungsmöglichkeit gebastelt und dort mit den Einstellungsmöglichkeiten experimentiert.

Ich denke, dass ich eine ganz gute Position gefunden habe, bei der die Rückenlehne merklich gerader gestellt wird als es in der Einstellung war, mit der ich den ersten Flug gemacht hatte. Da war ich nach dem Start komplett noch hinten gekippt, was mir gar nicht gefallen hat.

Ich muss die Einstellungen natürlich noch beim wirklichen Fliegen testen, aber mein „Simulator“ sollte schon recht realistisch meine Flugposition abbilden. Dennoch hoffe ich, dass ich vor dem ersten Einsatz an der Winde nochmal am Hang zum Testen komme.

Gurtzeugtest


Ich hatte heute Zeit, das Wetter war super, ich musste sowieso beruflich in den Taunus und der Wind sollte moderat aus SW-SO kommen. Also perfekte Voraussetzungen, um mein neues Gurtzeug in Reichenbach zu testen.

Aber Theorie in Praxis stimmen nicht immer überein.

Als ich am Hang ankam, standen 7 Sonnen am Himmel und der Wind direkt auf dem Hang. Also Schirm und Gurtzeug eingerichtet. um erst einmal einen vorsichtigen Hüpfer zu machen, wie die Geschichte zusammenpasst. Nur wurde ich bei dem Hüpfer doch gut hochgehoben, denn von wegen „moderat“ und „schwachwindig“ – es war ziemlich thermisch. Und das Gurtzeug wirklich noch nicht gut eingestellt, denn ich hatte ziemliche Rücklage. Kann man machen, muss ich aber nicht haben. Das ist nicht so ganz meine Position, die ich haben will. Ich habe nach dem Flug noch das Gurtzeug etwas verstellt, aber da ganz schöne Böcke den Hang hochkamen, nur noch kleine Hüpfer gemacht. So richtig bin ich mir also noch nicht sicher, ob ich das Gurtzeug jetzt passend eingestellt habe. Noch blöder – mir ist beim Handeln die Rettung rausgefallen und mir ist nicht klar, ober meine Konstruktion, die ich am Gurtzeug ergänzt habe, so nicht ok ist oder ich einfach aus Versehen am Rettungsgriff hängengeblieben bin (was ich vermute). Glücklicherweise war die Rettung nicht entfaltet und ich konnte sie problemlos wieder eintüten und einbauen.

Aber beide Probleme muss ich erst nochmal genauer untersuchen, bevor ich etwa mit dem neuen Gurtzeug an die Winde gehe. So gesehen war ich ziemlich angefressen, denn die beiden Fragen wollte ich eigentlich heute geklärt haben.

„Neues“ Gurtzeug

Gestern kam mein neues Gurtzeug an – ein WW Haska. Mein bisheriges Gurtzeug hat einfach nicht mehr gepasst und da es sowieso von 2010 war, war auch die Grenze schon überschritten, wo man das Gurtzeug tauschen soll.

Allerdings habe ich mir kein neues Gurtzeug geholt, sondern ein gebrauchtes auf ebay Kleinanzeigen. Das ist zwar ein Risiko. Zumal ich es nur auf Bildern gesehen habe. Aber die Bilder waren sehr detailliert und der Eindruck war, dass es kaum genutzt wurde. Ich habe es jetzt „live“ begutachtet und der Eindruck hat sich bestätigt. Nur die Schlaufen zun Fixierung der Pins beim Einbau des Retters haben gefehlt, aber das konnte ich leicht ergänzen. Außer einem etwas verblassten Schriftzug deutet nichts darauf hin, dass das ein gebrauchtes Gurtzeug ist. Natürlich ist das Fertigungsdatum älter, aber ich gehe davon aus, dass ich damit noch 3 – 5 Jahre auf jeden Fall fliegen kann. Dann sehe ich weiter. Und der Preis war wirklich gut, dass es sich auf jeden Fall rechnet, wenn ich die Zeit es nutzen kann. Mein altes Gurtzeug werde ich entweder behalten, um es zum Dünenfliegen zu nutzen (sofern ich das endlich mal wieder mache) oder zu so einem Zweck dann selbst auf eBay stellen.

Ich hätte im Grunde auch ein anderes Gurtzeug (gerne auch ein neues) genommen, aber ich habe nicht die Zeit und Möglichkeiten, verschiedene Gurtzeuge unter halbwegs realistischen Bedingungen zu testen.

Ein Woody Walley Haska XL konnte ich aber beim G-Force-Training letzte Woche testen und es hatte perfekt gepasst. Da es sich aber um ein Modell handelt, dass es schon länger gibt, habe ich nur ganz wenige Neuangebote gefunden und auch deren Fertigungsdatum sollte schon ein paar Jahre her sein. Dafür waren die Preisvorstellungen für das Gurtzeug dann viel zu hoch. Wobei die Preise für neue Gurtzeuge insgesamt im Moment mir ziemlich heftig erscheinen.Egal – ich werde das Gurtzeug hoffentlich bald ausprobieren können und mir wohl auch noch Seitenprotektoren besorgen, wenn die aufzutreiben sind.

Ultrakurzes Feierabend-Handling

Ich habe heute eine Schulung aus meinem Zweitbüro gehalten und war deshalb sowieso im Taunus. Also hatte ich den Plan, nach der Schulung noch ein bisschen in Reichenbach was zu machen. Ich war da schon gefühlt eine Ewigkeit nicht mehr und komme sowieso kaum noch in die Luft. Also wollte ich die Chance nutzen, obwohl sich über den Nachmittag bereits die Überentwicklung abgezeichnet hat.

Wir waren dennoch am späten Nachmittag am Hand und haben unserer Glück versucht. Auch wenn es in der Gegend bereits leicht getröpfelt hat. Die Hoffnung war, dass der Regen vorbeizieht und eventuell feucht werdende Schirme wieder trockengeflogen werden können. Aber manchmal fängt man den Bären, manchmal fängt er dich. Nach etwas Handlen und einem kurzen Hüpfer wurde der Regen stärker und wir haben eingepackt. Jetzt hängt der Schirm in der Halle zum Trocknen. Das war heute einer der kürzesten Aktivitäten am Hang ever – aber die Tüte war zumindest an der Luft und im Moment tut mir auch eine halbe Stunde Handlen wirklich gut, um nicht komplett aus der Übung zu kommen. Letztes Jahr dachte ich, dass es flugtechnisch nicht mehr weniger werden konnte und siehe da – dieses Jahr ist noch mieser :-(.

G-Force


Auch wenn es heute kein Fliegen am Schirm war, war das doch ein Fliegen – nur der anderen Art. Was dennoch in die Richtung Gleitschirmfliegen ging. Im wahrsten Sinn des Wortes, denn es ging um das Üben einer Steilspirale bzw. das Erfahren der dort auftretenden Kräfte an einem Simulator. Mein einer Verein hatte ein G-Force-Training in Aßlar organisiert. Dort wurde ein transportabler G-Trainer aufgebaut und von Freitag bis Sonntag waren wir mit gut 30 Fliegern vor Ort – verteilt auf 3 Gruppen und ich war heute dran.

So ganz billig ist das „Vergnügen“ nicht gewesen, aber eine sehr interessante Erfahrung. Zumindest für mich, der noch nie eine echte Steilspirale geflogen ist. Jetzt habe ich zumindest gefühlt, was da auf mich ggf. zukommt und welche G-Kräfte da entstehen. Über den Tag wurde die Beschleunigung sukzessive gesteigert und am Ende war das System auf 7 G offen geschaltet. Aber da man die Beschleunigung über die Bremsen selbst steuern konnte, konnte jeder selbst entscheiden, wie weit er geht. Ziel war das Ein- und Ausleiten der Steilspirale und das Erfahren, wie der Körper unter zunehmenden G-Kräften reagiert.

Ich bin nicht an die 7 G herangegangen, sondern habe es bei maximal 5,5 G belassen. Wobei ich mich schon bei dem 2. Versuch mit 4 G unwohl gefühlt habe. Beim 5. Durchgang habe ich das Gurtzeug gewechselt und das war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Mein Gurtzeug passt einfach nicht (mehr) für mich. Ich habe keine Ahnung, woran das liegt, denn soviel zugenommen habe ich nicht und die ersten Jahre kam ich wunderbar damit zurecht. Aber die letzten 2 – 3 Jahre hardere ich schon mit dem Gurtzeug und die Erfahrung heute war eindeutig. Mit dem anderen Gurtzeug wäre ich auch über die 5,5 G hinausgegangen, aber da war die Zentrifuge auf den Wert abgeriegelt. Böse war ich deshalb aber nicht, denn die vorherigen Versuche hatten schon geschlaucht. Nach der Dreherei war mir jedesmal leicht über und schwindlig und – man wird ja alt – ich habe immer eine gute Stunde gebraucht, bis ich für den neuen Versuch wieder fit war. Solange war aber auch die Zeit, bis man wieder dran war. Das hat gut gepasst, wobei manche Flieger sogar einzelne Durchgänge ausgelassen haben, um sich länger zu erholen.

Beim 6. Durchlauf haben wir noch den Griff an den Retter unter G-Kräften geübt (auch wichtig) und ebenso, ob man mit der anderen Hand den Retter erreichen kann. Bei meinem Gurtzeug unmöglich, was ein weiteres Argument ist, dass ich schleunigst das Gurtzeug wechseln muss. Meine Karabiner ohnehin und damit mache ich die nächsten Tage Nägel mit Köpfen. Zumal mir das andere Gurtzeug – von dem Trainer – perfekt gepasst hat. Von der Größe und Geometrie und da ich es in der Zertifuge testen konnten, kann ich gut beurteilen, dass das für mich taugt. Allerdings hat es nur einen Luftprotektor und da bin ich nicht ganz sicher. Aber es gibt ein Modell mit der gleichen Geometrie wohl auch mit Schaumstoffprotektor. Ich gehe nachher mal auf die Suche.

Ich bin nicht ganz sicher, ob „Spass gemacht“ die richtige Beschreibung für den Tag ist, aber sehr lehrreich, aufschlussreich, spannend und interessant auf jeden Fall. Es hat sich also gelohnt, den Schwindel und die leichte Übelkeit in Kauf zu nehmen. Auch wenn ich vermutlich dennoch nie eine Steilspirale fliegen werde, wenn ich es vermeiden kann.